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Samstag, Juli 28, 2012

Bioenergie wird keinen quantitativ wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten

Die Leopoldina legt eine kritische Stellungnahme zur Nutzung von Bioenergie vor:

In einer Stellungnahme zu den Grenzen und Möglichkeiten der Nutzung von Bioenergie kommt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina zu dem Schluss, dass Bioenergie als nachhaltige Energiequelle für Deutschland heute und in Zukunft keinen quantitativ wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten kann. Im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energieressourcen wie der Photovoltaik, der Solarthermie und der Windenergie verbrauche Bioenergie mehr Fläche und sei häufig mit höheren Treibhausgasemissionen und Umweltbeeinträchtigungen verbunden. Zudem konkurriere Bioenergie potenziell mit der Herstellung von Nahrungsmitteln. Vorrang solle der Einsparung von Energie sowie der Verbesserung der Energieeffizienz gegeben werden.

Die Stellungnahme „Bioenergie: Möglichkeiten und Grenzen“ (Englisch – „Bioenergy, Chances and Limits") der Leopoldina, an der mehr als 20 Wissenschaftler in der 2010 eingesetzten Arbeitsgruppe „Bioenergie“ mitgewirkt haben, gibt Empfehlungen zur Nutzung von Bioenergie. Unter Bioenergie versteht man die Energie, die aus Verbrennung nicht-fossiler, pflanzlicher Biomasse stammt oder aus Biokraftstoffen, die aus Biomasse hergestellt wurden.

Die Stellungnahme erklärt, unter welchen Bedingungen die Nutzung von Bioenergie begrenzt sinnvoll sein kann. Sie thematisiert, welche Umwandlungsmöglichkeiten von Biomasse zu Biokraftstoffen, wie Bioethanol und Biodiesel, bestehen und sich in Entwicklung befinden. Sie zeigt zudem Forschungswege auf, die darauf abzielen, mit Sonnenenergie aus Wasser umweltfreundlich und nachhaltig Wasserstoff zu erzeugen.

Das Papier ergänzt frühere Stellungnahmen der Leopoldina zum Thema Energie: „Konzept für ein integriertes Energieforschungsprogramm für Deutschland“ (2009) und „Energiepolitische und forschungspolitische Empfehlungen nach den Ereignissen in Fukushima“ (2011).

Die Stellungnahme liegt in einer deutsch-englischen Kurzfassung und einer ausführlichen englischsprachigen Fassung vor, in der die Aussagen durch Einbeziehung von wissenschaftlichen Arbeiten und Dokumentationen belegt sind.

Downloads:

Bioenergie: Möglichkeiten und Grenzen. Kurzfassung und Empfehlungen (pdf)
Bioenergy – Chances and Limits. Statement (pdf)
Bioenergie: Möglichkeiten und Grenzen. Empfehlungen (pdf)

Koordinatoren der Leopoldina-Arbeitsgruppe „Bioenergie“ sind:

Prof. Dr. Bärbel Friedrich, Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Biologie
Prof. Dr. Bernhard Schink, Universität Konstanz, Lehrstuhl für Limnologie und mikrobielle Ökologie
Prof. Dr. Rudolf K. Thauer, Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie, Marburg

Quelle: http://www.umweltruf.de/news/111/news3.php3?nummer=4395

Mit den Möglichkeiten und Grenzen der Biomassenutzung befasst sich auch eine Tagung im November 2012 an der Fachhochschule Trier. Mehr dazu unter http://www.stoffstrom.org/veranstaltungen/biomasse-tagung-2012/

Posted by Dr. Günter Hering at 19:33
Edited on: Sonntag, April 13, 2014 19:43
Categories: 100-%-alternative-Energie, Biogas, Fotovoltaik, Landwirtschaft, Regionale Energien, Windenergie

Mittwoch, Juli 25, 2012

Warnowschiffahrt - Aktuelles von der "endlosen" Geschichte. Teil VI

Heute erschienen in der "Schweriner Volkszeitung" (SVZ), Lokalredaktion Bützow, gleich zwei Berichte über einen stattgehabten und weitere geplante Bootstouren auf der Warnow zwischen Bützow und Schwaan (http://www.svz.de/nachrichten/lokales/buetzow/artikeldetails/artikel/drei-partner-in-einem-boot.html; http://www.svz.de/nachrichten/lokales/buetzow/artikeldetails/artikel/im-kutter-die-warnow-entlang.html).

Diese Aktivitäten stehen in krassem Gegensatz zu einer Erklärung des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg/Rostock (StALU MM) vom April diesen Jahres, in der es unter der Überschrift " "Machbarkeit der Warnowschifffahrt noch offen – Untersuchungsprogramm wird erarbeitet. StALU- Amtsleiter unterstützt abgestimmte Untersuchungsvariante" im Text u.a. heißt:

"Gegenwärtig sind alle Beteiligten - und das sind die Städte Rostock, Schwaan und Bützow, der Landkreis Rostock, die EURAWASSER Nord GmbH, der Warnow-Wasser- und Abwasserverband sowie das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt MM - damit beschäftigt, eine Aufgabenstellung für ein Untersuchungsprogramm zu erarbeiten, welches Auskunft über die Möglichkeit des Befahrens des Warnowabschnittes Schwaan- Rostock geben soll.

Einbezogen werden natürlich die Umweltverbände, die bei der Erarbeitung einer Aufgabenstellung ihre Mitwirkung zugesagt haben.

Wenn diese Aufgabenstellung erarbeitet worden ist, und der StALU- Amtsleiter geht davon aus, dass dieses im Herbst 2012 der Fall sein kann, wird durch ein entsprechendes Fachgremium die Machbarkeit des gewünschten Befahrens der Warnow dargestellt. Erst dann kann man sagen, inwieweit durch Ausnahmeregelungen die einzelnen Schutzkategorien hier Möglichkeiten bieten. Im Moment ist das Ergebnis also noch offen.

Eine weitere Frage stellt sich natürlich auch bezüglich der Gesamtfinanzierung. Zum Ersten muss das Gutachten bezahlt werden, zum Zweiten muss das dann parallel laufende Moratorium finanziert werden und es sind auch gewisse Notwendigkeiten bei der Bereitstellung eines exponierten Schiffes zu berücksichtigen.

Amtsleiter Hans- Joachim Meier unterstützt die aufgezeichnete Variante..." (http://www.stalu-mv.de)Nun könnte man einwenden, dass sich die vorgenannte PM auf die Teilstrecke Rostock-Schwaan bezieht und die aktuellen Bootsfahrten auf die vorgelagerte Stecke Schwaan-Bützow stattfinden, die laut StALU "nicht mit Schutzstaten belegt ist. Die Warnow ist in diesem Bereich weder Naturschutzgebiet noch FFH- , noch Vogelschutzgebiet und schon gar nicht der Entnahmebereich für das Trinkwasser aus der Warnow."

Ersteres (die fehlenden Schutzstaten) konnten wir hier in diesem Blog schon früher widerlegen (Warnow-Schiffahrt (III) - Ein notwendiger Nachtrag), das zweite ist hydrobiologischer Unsinn. Denn auch zwischen Bützow und Schwaan aktivierte Nährstoffe (insbesondere Phosphor) wirken sich auf die Rohwasserqualität an der Entnahmestelle des Wasserwerkes Rostock aus.

Es ist zu befürchten, dass der Verfasser eines Leserkommentars zu den o.g. SVZ-Artikeln recht behält, wenn er u.a. schreibt: "Es ist schon eigenartig, was zum Thema Warnowschiffahrt so alles diskutiert und praktiziert wird. Der eine oder andere bewertet insbesondere das Verhalten des Amtsleiters vom StALU MM als 'undurchsichtig' (um es hier etwas vorsichtig auszudrücken). Aber ausbaden müssen es letztendlich Wirtschaft und Bürger des Stadt Rostock. Egal wie die Angelegenheit ausgeht, saftige Preissteigerungen fürs Rostocker Trinkwasser scheinen unvermeinlich - außer, der neue Besitzer der Eurawasser legt sich quer. Das ist aber eher unwahrscheinlich..."

Alle Beiträge dieses Blogs zum Thema "Warnowschiffahrt" finden sich unter der Kategorie "warnow".

Posted by Dr. Günter Hering at 15:43
Edited on: Mittwoch, Juli 25, 2012 16:20
Categories: Regionalentwicklung, Tourismus, warnow, Wasser, Abwasser, Regenwasser, Wasserrahmenrichtlinie

Montag, Juli 16, 2012

"Mensch und Land"

Im letzten Beitrag berichteten wir über zwei interessante Aktivitäten der Landesregierung zur Beförderung der Diskussion mit interessierten Einwohner. Eine davon die vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz herausgegebene Webseite www.mensch-und land.de

Für denjenigen, der aktiv mit diskutieren will, ist es allerdings nicht ganz einfach, eine Zugangsberechtigung zu erlangen. Zunächst scheitert er leicht an dem sogenannten "Bestätigungscode" . Die Zeichen sind so stark verfälscht, dass sie auch von phantasiebegabten Menschen schwer gedeutet werden können. Hier einige relativ gut lesbaren Beispiele:

Nach einigen erfolglosen Versuche fliegt man aus der Registrierung, darf aber von vorne anfangen...

Hat man diese Hürde genommen, soll eine Bestätigungsmail zugestellt werden. Muss aber nicht. "Es kann sein, dass Ihre IP-Adresse oder der Benutzername, mit dem Sie sich anmelden möchten, von der Board-Administration gesperrt wurde. Die Registrierung könnte außerdem komplett ausgeschaltet sein, damit sich keine neuen Benutzer mehr anmelden können." In meinem Fall erhielt ich die Bestätigungsmail erst nach ausdrücklicher Aufforderung.

Wem es gelingt, alle diese Hürden zu überwinden, darf teilnehmen. Bis auf weiteres, denn: "Außerdem löschen viele Boards regelmäßig Benutzer, die für längere Zeit keine Beiträge geschrieben haben, um die Datenbankgröße zu verringern". Na prima! Wer also nicht die Foren mit vielen (und dadurch nicht immer hilfreichen) Beiträgen zumüllt, wird ausgeschlossen? In der Wissenschaft gilt - hoffentlich noch immer - die Grundregel "sammeln, sichten, Schluss ziehen". Das bedeutet Sachkunde und Sorgfalt bei der Einreichung eines Diskussionsbeitrages. Das kann durchaus dazu führen, dass man über längere Zeit keinen Beitrag schreibt. Wird das wirklich ein Grund sein, die Zugangsberechtigung zu löschen?

Und noch etwas sollte man wissen: "Einräumung von Nutzungsrechten. Mit dem Erstellen eines Beitrags erteilen Sie dem Betreiber ein einfaches, zeitlich und räumlich unbeschränktes und unentgeltliches Recht, Ihren Beitrag im Rahmen des Boards zu nutzen. Das Nutzungsrecht ... bleibt auch nach Kündigung des Nutzungsvertrages bestehen." Das ist ja im Sinne der Diskutanten und des Ministeriums, wenn es bei diesen Formulierungen bleibt und die Beiträge letztendlich nicht doch in das Eigentum des Boardbetreibers übergehen. Denn das würde bedeuten, dass man seine Gedanken nicht mehr an anderer Stelle veröffentlichen dürfte...

Mit den vorstehenden Zeilen möchte ich keineswegs abschrecken, bei mensch-und-land.de teilzunehmen, sondern im Gegenteil dafür werben, die für die Registrierung eventuell notwendige Ausdauer aufzubringen und auch nach Ausschluss sich einfach erneut anzumelden. Die Chance, mitreden zu können und (hoffentlich!) auch gehört zu werden, ist einfach zu groß!

Posted by Dr. Günter Hering at 18:27
Edited on: Montag, Juli 16, 2012 19:09
Categories: Bürgerschaftliches Engagement, Kulturlandschaft, Landwirtschaft, Umweltschutz

Freitag, Juli 06, 2012

Unsere Landesregierung wird basisdemokratisch!

Unsere Landesregierung wird basisdemokratisch! Das ist zwar so nicht richtig und wäre auch ein Widerspruch in sich selbst, denn Regierung funktioniert nun mal von oben nach unten (top-down). Aber wenn sie neben der ""repräsentativen Demokratie" auch eine direkte Bevölkerungsbeteiligung zulässt, also bottom-up-Elemente, dann ist das ein sehr erfreulicher Vorgang und eine Meldung wert.

Das Energieministerium will in Auswertung und Erweiterung der vier Regionalkonferenzen zur Energieproblematik in M-V eine Webseite www.regierung-mv.de/mitreden schalten. Sie wird spätestens ab Ende der 29.KW verfügbar sein.

Das Landwirtschaftsminiterium plant Vergleichbares: Auf dem Internetforum www.mensch-und-land.de kann ab dem 10. Juli über fünf Monate hinweg in fünf Foren zu Prspektiven der Land- und Ernährungswirtschaft in M-V diskutiert werden.

Nutzen wir die Gelegenheiten!

Donnerstag, Juli 05, 2012

Sind bewahrenswerte Ortsbilder out?

"Rund 49 Prozent aller Wohnungen im Kreis Ludwigslust-Parchim stammen aus der Zeit vor 1970 - viele sogar aus den Nachkriegsjahren. Lediglich jede vierte Wohnung sei nach der Wende neu gebaut worden", berichtet die SVZ vom 3.7.2012 unter bezug auf eine Studie des Pestel-Institutes Hannover. Die Studie empfiehlt, den " Mietwohnungsneubau anzukurbeln. Dazu gehörten auch der Abriss und der anschließende Neubau (Ersatzneubau) von leer stehenden Wohnhäusern in guten Innenstadtlagen".

In Auftrag gegeben haben die bundesweite Studie "führende Verbände der Bau- und Immobilienbranche... Dazu gehören der Deutsche Mieterbund und die IG Bauen-Agar-Umwelt ebenso wie der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel und die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau."

Bei solchen Auftraggebern spielt der Wert intakter Altstädte, wie sie vielerorts noch in Mecklenburg-Vorpommern und damit auch in der Warnowregion zu finden sind (z.B. in Goldberg, Sternberg, Bruel, Warin, Bützow, Krakow) offenbar keine Rolle. Dabei sind Ortsbilder ganz wichtige Identitätsanker für uns Einheimische! Sollen wir den Heimatbezug wirklich den ganz Rechten überlassen? Oder müßten angesichts der Prestel-Studie, deren Schlußfolgerungen und Forderungen allen Bundestagsabgeordneten übermittelt wurden, sich nicht engagierte Vereine und Verbände zu Wort melden? Ich denke da beispielsweise an den Landesheimatverein, der Landeskulturbund, aber auch an die Landesarchitektenkammer und an die deutsche Sektion des europäischen Verbandes ECOVAST, der sich für die Kleinstädte und die ländlichen Räume engagiert.

Zwei Leserbriefe zum SVZ-Artikel, den wir gespiegelt haben, bringen die kritische Sicht auf die Studie wohl auf den Punkt:

HEIKO HEIMLICH 04.07.2012 11:16

"Zu alt"

"Zu alt" sind in diesen Zeiten nicht nur Gebäude, sondern auch rentenbeanspruchende Menschen, vor allem dann, wenn sie beispielsweise noch im hohen Alter ein künstliches Hüftgelenk bekommen sollen. Das mit den Menschen wussten wir dank entsprechender Äußerungen (junger!) Bundespolitiker schon, das mit den Gebäuden erfahren wir dank des Pestel-Institutes (wer ist das eigentlich, wessen Interessen werden vertreten?). Zum Teufel mit den historischen Ortbildern, wir brauchen gesichtslose Neubauten! Wenn beispielsweise in Sternberg alte Häuser saniert werden und danach gerne von (jungen!) Sternbergern bezogen werden, spricht das offenbar nur dafür, dass man dort hoffnungslos altmodisch ist. Wir brauchen auch hierzulande Immobilienblasen ohne Ende - schließlich ist Spanien Fußballweltmeister geworden!

WILLEM JOSS 04.07.2012 19:12

Ganz berechtigt, @Heiko Heimlich, ist es

nach den Interessen zu fragen, die hinter solchen Untersuchungsergebnissen stehen.

Das Prestel-Institut erstellte diese Studie im Auftrag des BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, der Deutsche Gesellschaft für Mauerwerksbau (DGfM) und des Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB).

Das Prestel-Institut ist generell sehr wirtschaftsnah, sein Gründer aktives Mitglied der CDU. Zu den Kooperationspartnern gehören Firmen wie STOLPUNDFRIENDS und das Netzwerk für die Wohnungswirtschaft.

„Ich kenne meine Pappenheimer“, hat schon Schiller festgestellt.

Hier sollen der Bau- und Immobilienwirtschaft Aufträge vermittelt werden und die öffentliche Hand, d.h. alle Steuerzahler, soll das finanzieren.

Wer mehr über das Prestel-Institut erfahren möchte, findet ein wenig auf dessen Webseite. Es ist eine kleine Einrichtung mit ganzen 6 (sechs) (wissenschaftlichen) Mitarbeitern. Als Kooperationspartner nennt das Institut u.a. das "vernetzte Immobilienmarketing" StolpeundFriends sowie das Netzwerk für die Wohnungswirtschaft. Durch diese und andere Partner dürften sich auch erklären, wie ein 6-Personen-Institut eine bundesweite Studie mit so viel statischen Daten anfertigen konnte...

Nebenbei: Es gibt eine Einrichtung, die frei von wirtschaftlichen Interessen ist und Aussagen zum Thema Wohnungsbestand und Wohnungswirtschaft sehr unparteiisch treffen kann: Das ist das DIFU Deutsches Institut für Urbanistik. Es ist als größtes Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum die Forschungs-, Fortbildungs- und Informationseinrichtung für Städte, Gemeinden, Landkreise, Kommunalverbände und Planungsgemeinschaften. Andes als sein Name vermuten läßt, gehören auch die Kleinstädte und der ländliche Raum zu seinem Handlungsbereich. Wer kommunale Sachinformationen sucht, wird hier fast immer fündig: http://www.difu.de

Zum Abschluss eine historische Remineszenz, die uns mehr über historische Bauten vermitteln kann als lange Abhandlungen: 1912 besuchte Franz Kafka Halberstadt und notierte:

"Eine ganz und gar alte Stadt. Fachwerkbau scheint die für die größere Dauer berechnete Bauart zu sein. Die Balken verbiegen sich überall, die Füllung sinkt ein oder baucht sich aus, das Ganze bleibt und fällt höchstens mit der Zeit ein wenig zusammen und wird dadurch noch fester. So schön habe ich Menschen in den Fenstern noch nicht lehnen sehen."

Posted by Dr. Günter Hering at 15:08
Edited on: Donnerstag, Juli 05, 2012 16:16
Categories: Architektur, Kommunales

Sonntag, Juli 01, 2012

Wen stört ein basisdemokratische Ansatz?

Am 11. Juni hatten wir hier in diesem Blog auf eine Regionalkonferenz in Güstrow zur kommenden Energiepolitik des Landes hingewiesen. Sie hat am 27.6. stattgefunden. Leider erst im Nachhinein informierte die Schweriner Volkszeitung über diese und drei andere, inhaltlich identische Tagungen in anderen Landesteilen und sparte dabei nicht mit Kritik an Minister Schlotmann. Bereits die Artikelüberschrift war völlig daneben: "Energiewende ohne Bürger?". Daraufhin schrieb ich den nachstehenden Leserbrief, aber kaum war er hochgeladen, rutschten Artikel und Leserkommentare aus der online-Artikelübersicht heraus... Den SVZ-Artikel haben wir deshalb hier gespiegelt. Und das ist mein Leserbrief:

„Auf den Konferenzen ... erscheinen in erster Linie Verbandsmitglieder und Kommunalpolitiker, aber keine einfachen Bürger. Die kamen nicht. Und die waren auch nicht eingeladen.“ Ministerschelte mittels Unwahrheiten: Wer auf die Internetseite der Landesregierung geht, findet vier Pressemitteilungen des Ministeriums (63/12 bis 66/12) und zusätzlich eine Ankündigung der vier Veranstaltungen, in der es u.a. heißt: „Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, bei den Regionalkonferenzen Ihre Ideen, Vorstellungen oder auch Bedenken zu äußern.“ ALLE! (zum Nachlesen: http://www.regierung-mv.de/cms2/Regierungsportal_prod/Regierungsportal/de/vm/_Aktuelles__Blickpunkte/Regionalkonferenzen_zu_erneuerbaren_Energien/index.jsp).

Schön wäre es gewesen, die SVZ hätte IM VORFELD der Veranstaltungen unter Bezug auf die o.g. Pressemitteilungen über die Termine informiert statt im Nachhinein den Minister zu schelten. Mit Herrn Schlotmann bin auch ich manchmal in großem Dissens, aber sein basisdemokratischer energiepolitischer Ansatz verdient höchsten Respekt.

„"Es wäre besser gewesen, wenn die [gemeint sind die Mitarbeiter des Energieministeriums, Hg.] vorher ein paar Standpunkte formuliert hätten. Über die hätte man dann diskutieren können.“ Sagt Herr Jäger. Besser als basisnahe, eigene Positionen einbringen? Nur dann, wenn man keine eigenen, konstruktiven Standpunkte hat, aber gerne herumkritteln mag. Dieser Art Diskutanten hat Schlotmann in der ersten Runde den Weg versperrt.

Also ich war da, einfach so als Bürger. Und fand den Ansatz gut, wenngleich die Zeit (2 ½ Stunden) zu kurz war und dadurch einiges an konstruktiven Beiträgen verloren ging. Aber dafür soll es ja eine Webseite für weiterführende Diskussionen geben – und im Herbst eine zusammenfassende Energiekonferenz. Wer sich für die Energieproblematik in unserem Land interessiert und mitreden will, der findet die entsprechenden Informationen mindestens auf der Regierungswebseite.

Wenn nicht nur eine Zeitung, sondern auch ein Landtagsabgeordneter, noch dazu ein grüner, dirigistische Von-oben-Vorgaben befürworten und einen Minister schmähen, der erst einmal die Meinung basisnaher Strukturen und engagierter Bürger erkunden will, dann sollten wir hellhörig werden und stärker noch als bisher gegenhalten. Von oben kommt schließlich genug Unfug.