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Mittwoch, Juni 06, 2012

Warnowschiffahrt - eine unendliche Geschichte? Teil IV

Am 30.5.2012 berichtete die „Lokalausgabe Güstrow“ (/OZ/LOKAL/GUE vom 30.05.2012 18:55) der Ostsee-Zeitung (OZ) unter dem Titel „Bald wieder Schiffsverkehr auf der Oberwarnow?“ folgendes:

Schwaan. Der Schiffsverkehr zwischen Schwaan und Bützow soll offenbar noch in diesem Sommer wieder aufgenommen werden. Entsprechende Vorbereitungen laufen zwischen beiden Warnow-Städten und dem Staatlichen Amt für Umwelt und Landwirtschaft in Rostock. Auch der Betreiber eines elektrisch betriebenen Kutters steht bereit. Nach Auskunft der Beteiligten soll demnächst ein Probebetrieb starten, bei dem die tatsächlichen Auswirkungen des Schiffsbetriebes auf die Qualität des Warnowwassers und eventuelle Gefahren für das Rostocker Trinkwasser beurteilt werden sollen. [1]

Daraufhin meldete sich am 3.6. ein OZ-Leser mit einem längeren Leserbrief, der zu suggerieren versucht, die wasserwirtschaftlichen Bedenken auf das Rohwasser zur Trinkwasseraufbereitung in Rostock seien heutzutage nicht mehr gegeben und „möglicherweise führt das Befahren der Warnow mit elektrisch betriebenen Booten sogar zu positiven Effekten“ (den Leserbrief haben wir hier gespiegelt).

Dem ist nach wie vor nachdrücklich zu widersprechen, was wir in der OZ (Leserbrief vom 4.6.2012) auch getan haben und hier noch einmal bleibend dokumentieren:

"Schiffsverkkehr auf der unteren Warnow

Es ist manches ein wenig anderes als es Herr Kross in seinem Leserbrief vom 3.6. darstellt:

  1. Ich bin kein Projektingenieur, sondern promovierter Naturwissenschaftler und in dem Bereich der Hydrobiologie nicht ganz unbewandert.
  2. Die Warnow wurde auch zu DDR-Zeiten nicht von „vielen Booten mit Verbrennungsmotor“ befahren, das war eben wegen der Rohwassergewinnung aus der fließenden Welle schon damals nicht gestattet.
  3. Es ging (und geht) auch nicht darum, „die massiven Einleitungen von Nähr- und Schadstoffen herauszurechnen“, sondern um naturwissenschaftliche Befunde, die damals wie heute gültig sind.
  4. „Wieviel der Verbindungen ist noch in der Warnow wirksam und nicht längst in der Ostsee?“ Ich weiß nicht, was die OZ berichtet hat, aber in meinem originalen Beitrag vom 23.4.2012 (http://www.warnow-bote.de/warnow-blog/archives/2012/04/entry_69.html) schrieb ich von den im anoxischen Sediment festgelegten Phosphatmengen, die durch Belüftung infolge von Aufwirbelungen wieder löslich werden. Mit Blick auf die Trinkwasserversorgung von Rostock geht es eben nicht um diejenigen Nährstoffe, die in die Ostsee ausgetragen werden!
  5. Unabhängig davon, wieviel Stickstoffverbindungen in die Warnow eingetragen wurden und werden, die Massenentwicklung von Algen wird vom knappsten Nährstoff bestimmt und das sind in den Gewässern die Phosphate.

In wikipedia.de findet sich dazu unter dem Stichwort „Minimumgesetz“ folgende kurze und treffende Aussage:

>Das Minimumgesetz (von lateinisch minimum, „das Geringste“, von Carl Sprengel 1828 veröffentlicht, von Justus von Liebig in erweiterter Form popularisiert) besagt, dass das Wachstum von Pflanzen durch die im Verhältnis knappste Ressource (Nährstoffe, Wasser, Licht etc.) eingeschränkt wird. Diese Ressource wird auch als Minimumfaktor bezeichnet. Bei Vorliegen eines solchen Mangelfaktors hat es keinen Einfluss auf das Wachstum, wenn eine Ressource hinzugegeben wird, die bereits im benötigten Umfang vorhanden ist. Das Minimumgesetz ist u.a. eine wichtige Grundlage bei der Düngung.<

Landwirte, Gärtner, Hydrobiologen, Gewässerwirtschaftler usw. kennen dieses nun schon fast 200 Jahre alte Wissen und berücksichtigen es in ihren Entscheidungen. Es ist auch nicht durch andere Aspekte ungültig zu machen. So bleibt die Erwartung von Herrn Kross, „möglicherweise führt das Befahren der Warnow mit elektrisch betriebenen Booten sogar zu positiven Effekten, da der Fluß mit nur geringem Eingriff beständig freigehalten und kontrolliert wird“ in bezug auf eine Kompensation der verheerenden Wirkungen einer Phosphatfreisetzung ein frommer Wunsch, fernab jedweder Realität."

Soweit der Leserbrief und unsere Erwiderung. Zu widersprechen ist auch aus einem anderen Grund: Der Leiter des StALU Mittleres Mecklenburg, Herr Meier, hatte gegenüber den Medien erklärt, zwischen Bützow und Schwaan gäbe es an und auf der Warnow keine sensiblen Gebiete oder gar Schutzzonen, was aber überhaupt nicht stimmt (siehe Warnow-Schiffahrt (III) - Ein notwendiger Nachtrag) !

Des weiteren kann es kein Zufall mehr sein, dass ständig die Flussabschnitte zwischen Bützow und Schwaan einerseit und zwischen Schwaan und Rostock andererseits miteinander vermenguliert werden. Während jetzt wieder von Versuchsfahrten im Abschnitt Bützow-Schwaan die Rede ist, um die Auswirkungen auf die Rohwasserqualität für das Rostocker Trinkwasser überprüfen zu können, war in früheren Aussagen des StALU MM die Rede davon, dass ein Gutachten "über die Möglichkeit zum Befahren des Warnowabschnittes Schwaan - Rostock" bis zum Herbst 2012 vorliegen soll. Es wird Zeit, mit solchen Roßtäuschertricks aufzuhören!

Anmerkungen:

1. Merkwürdig: Auf der Internetseite der OZ gibt es Lokalausgaben für Rostock, Greifswald, Wismar usw., aber keine für Güstrow...
Bisher erschienen zum Thema "Warnowschiffahrt" hier in diesem Blog folgende Einträge:
Warnowschiffahrt - Irrweg für Wirtschaft und Bürger 
Warnowschiffahrt (II): Bis auf weiteres nicht zwischen Schwaan und Rostock 
Warnow-Schiffahrt (III) - Ein notwendiger Nachtrag 
Posted by Dr. Günter Hering at 18:24
Edited on: Mittwoch, Juni 06, 2012 18:54
Categories: Kulturlandschaft, Tourismus, Umweltschutz, warnow, Wasser, Abwasser, Regenwasser, Wasserrahmenrichtlinie