Leserbrief vom 03.06.2012 16:23


Schiffsverkehr auf der Warnow

(Schiffsverkehr auf der Warnow OZ, Güstrow und Umgebung, vom 31.Mai 2012)

Der Projektingenieur Günther Hering hat wahrscheinlich recht damit, daß Schiffskörper Stauwellen erzeugen und daß es zur DDR-Zeit viele Untersuchungsberichte für die Trinkwasserversorgung aus der Warnow gegeben habe.

Doch es wird damals kaum möglich gewesen sein, die massiven Einleitungen von Nähr- und Schadstoffen herauszurechnen, die nicht nur aus der Landwirtschaft kamen. Es werden also in vielen Fällen Zustandsbeschreibungen sein, die damals gültig waren. Auch werden die Fragestellungen andere gewesen sein, weil ein Fluß, der von vielen Booten mit Verbrennungsmotoren befahren worden war, für die Trinkwasserversorgung einer Großstadt mit etwa 250000 Einwohnern genutzt werden sollte. Sowohl der Trinkwasserverbrauch der Industrie als auch der Bevölkerung wird damals ein anderer gewesen sein als heute. Auch wird die Filtertechnik weiterentwickelt worden sein.

Es haben sich die Rahmenbedingungen sehr verändert. Heute sind auch vergleichende Untersuchungen sinnvoll. Zum Beispiel muß auch die Warnow, die nicht von Booten befahren wird, von Hindernissen und Verkrautungen befreit werden. Das geschieht ab und zu mit Spezialbooten. Verstopfungen, die durch umgefallene Bäume, Äste, und anders Treibgut entstehen, sorgen dafür, daß sich der Fluß selbst in die Tiefe gräbt oder neue Wege sucht. Solche Verstopfungen gibt es immer wieder. Teppiche aus Treibgut, die den Fuß stören, können durchaus über hundert Meter lang sein. Entsprechend groß würde das von Herrn Hering befürchtete Aufwirbeln von Sediment und das Eintragen von Nähr- und Schadstoffen sein. Im Extremfall wird sogar schwere Technik eingesetzt werden müssen, um den Fluß und angrenzende Gewässer zu erhalten.

Stimmt die Vermutung von Herrn Henning, daß beim Befahren der Warnow beträchtliche Mengen an eingelagerten Phosphatverbindungen freigesetzt werden würden? Waren die Einträge durch die Landwirtschaft nicht eher Stickstoffverbindungen? Wieviel der Verbindungen ist noch in der Warnow wirksam und nicht längst in der Ostsee?

Wahrscheinlich ist das Freisetzen von Nährstoffen durch das Befahren mit relativ kleinen Booten sogar sehr gering im Vergleich zu anderen Störungen. Schließlich soll die Warnow zwischen Bützow und Rostock nicht für das Befahren mit großen Schiffen freigebaggert werden.

Möglicherweise führt das Befahren der Warnow mit elektrisch betriebenen Booten sogar zu positiven Effekten, da der Fluß mit nur geringem Eingriff beständig freigehalten und kontrolliert wird.

Daß man die Warnow als Trinkwasserreservoier sich selbst überlasen könne, wäre nicht einmal dann möglich, wenn ihr Einzugsgebiet unbewohnt und ungenutzt wäre.

schreibt Matthias Kross aus Bützow


Gespiegelt aus der Internetseite der Ostsee-Zeitung (www.ostsee-zeitung.de) vom 4.3.2012