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Tino Eisbrenner über sein Brecht-Programm

Wer A sagt, ...

TINO EISBRENNER, einst Frontmann der Ostrock-Band »Jessica«, interpretiert auf seiner neuen Platte »BRECHT« (Buschfunk) gemeinsam mit dem Akkordeonisten Heiner Frauendorf Gedichte und Lieder des großen Dramatikers. Die »Haifischtour« zum Brecht-Programm beginnt heute mit einem Konzert in Neustrelitz. KARIN PAUL sprach im Vorfeld für »nd« mit dem Sänger.

● Wie entstand Ihre Idee für ein abendfüllendes Brecht-Programm?

Ich wollte schon immer eine Brecht-CD machen, aber ich war auch zögerlich. Ekkehard Schall, Ernst Busch, Therese Giese und all die großen Brecht-Interpreten der ersten Stunde schienen mir von so ganz anderer Art. Ich meinte lange Zeit: entweder so oder lieber gar nicht. Aber als ich eines Tages feststellte, dass meine Kinder Brecht nicht kannten, weil man ihn in der Schule nur ganz kurz streifte, stellte ich mich der Herausforderung, unseren »Klassiker der Vernunft« zu interpretieren und für ihn auf die Bühnen zu steigen.

● Was dürfen die Zuhörer erwarten? Eine Hommage an Bert Brecht oder eher Eigenständiges?

Eigentlich beides. Wir haben die Noten im Prinzip so gelassen, wie sie zu den Texten geschrieben wurden. Es kommt mir nicht darauf an, alles anders zu machen, nur um modern zu wirken. Ich will ihn interpretieren. Seiner Klarheit, seinem Humor und seinem Protest eine Stimme geben. Brecht hat noch immer Recht. Man kann ihn so bringen, wie er formuliert hat. Die eigene Note entsteht durch die Instrumentierung von Heiner Frauendorf am Bajan (Akkordeon), die Auswahl der Stücke und den Interpreten, der seit 30 Jahren selbst textet und auf der Bühne steht – mich.

● Was macht für Sie heute den Reiz Brechts aus? Und wie viel Bertolt Brecht steckt in Ihnen?

Ich habe 1980 mit Brecht meine Schauspielprüfung bestanden. In der Wendezeit hab ich mit Brecht die Politik gekontert und bis heute hat er an Aktualität in seiner Gesellschaftskritik und seinem humanistischen Appell nichts eingebüßt. Brecht kann uns immer noch lehren, sich einzumischen – die Welt als veränderbar zu begreifen. Dazu brauchen wir nicht nur genug Zorn, wie Leute fälschlich meinen. Wir brauchen vor allem Fantasie und Neugier dafür. Von all dem ward mir viel gegeben.

● Haben Sie in all der Brechtschen Wortfülle eine Lieblingszeile, ein Zitat, das Sie besonders begleitet?

Wer A sagt, muss nicht B sagen. Er kann auch sagen, dass A falsch war … Foto: Promo

8.2. Neustrelitz, 9.2. Ueckermünde, 10.2. Berlin, 11.2. Rostock, 13.2. Gera, 14.2. Chemnitz, 16.2. Dresden, 17.2. Cottbus, 19.-22.2. Köln

Mehr auf Eisbrenner's Webseite: http://www.eisbrenner.de/


a vom Freitag, 8. Februar 2013, Seite 15