Der Warnow-Bote

Internet-Zeitung für die Warnowregion
und die benachbarten Regionen

Ausgabe Nr. 06/2009 - 12.08.2009

Der Warnow-Bote erscheint bis auf weiteres unregelmäßig

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Inhalt:

Letzte Tage für die Hubbrücke

Gegen Seenprivatisierung

Aktueller Termine:

  • Schwaaner Brückenfest 14.-16.8.; Abriß Hubbrücke ab 17.8.09

  • 775 Jahre Woserin. 22./23. und 29/30.8.09



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Letzte Tage für die Hubbrücke in Schwaan

Es gibt nicht viele Hubbrücken in Mecklenburg-Vorpommern. Ich persönlich kenne nur diese in Schwaan und eine andere in Plau.

Hub-, Klapp- oder Drehbrücken hatten die Aufgabe, eine Schiffspassage möglich zu machen, ohne dass zu beiden Seiten der Wasserstraße hohe Rampen aufgeschüttet werden müssen. Dafür wurde der Mehraufwand für die Brückenkonstruktion in Kauf genommen.

Technische Lösungen aus früheren Zeiten faszinieren. Der „Molli“ beispielsweise ist nur mit Dampflok eine Attraktion. Für den Erlebniswert ist es dabei recht unerheblich, ob die Lok wirklich schon viele Jahrzehnte alt ist oder ein Neubau, aber nach den alten Konstruktionsunterlagen gefertigt.

Ein anderes Beispiel ist die Drehbrücke in Malchow. Zu ihren Öffnungszeiten finden sich regelmäßig viele Schaulustige ein.

Ähnlich könnte es in Schwaan sein. Aber das Land hat anders entschieden. Die Denkmalbehörde ist nicht interessiert. Bei der notwendigen Reparatur müssten zu viele Teile erneuert werden, dadurch wäre die Brücke kein „Denkmal“ mehr. Das ist eine für mich immer wieder befremdliche Sicht jener Behörde, die unlängst erst drei uralte Einbäume zerfallen ließ. Ist etwa die Dresdner Frauenkirche kein Denkmal mehr, nur weil sie von Grund auf neu gebaut werden musste? (http://de.wikipedia.org/wiki/Frauenkirche_(Dresden): Beim Wiederaufbau wurden die katalogisierten Steine, insgesamt 43 Prozent der Original-Bausubstanz, teilweise wiederverwendet. - Bei der Hubbrücke wären mindestens 40 % der Original-Bausubstanz erhalten geblieben und die zu erneuernden Teile wie in Dresden 1:1 originalgetreu zu fertigen – Arbeit für den Metallbau.)

Das Land entschied gegen die Hubbrücke. Die Schwaaner beugten sich dem. Obwohl Schwaan ein wenig Attraktivität bitter nötig hätte, zumindest so lange, wie es auf den Tourismus setzt (oder sollte man besser sagen, vom Tourismus träumt?). Die Chance zur Erhaltung und touristisch-musealen Nutzung des kleinen Ringkammer-Brennofens wurde bereits ein Jahr vor der Brückenentscheidung vertan. Die Kunstmühle alleine kann es nicht richten.

Der Aufschrei aus Schwaan wird erst kommen, wenn es zu spät ist. Denn die neue (Beton-) Brücke soll ja Fahrgastschiffe durchlassen können. Also muss sie entsprechend hoch über die Warnow gebaut werden. Demnach braucht es zu beiden Seiten der Brücke entsprechende Rampen. Mitten in der Stadt. Vor den Fenstern und Schaufenstern der Anlieger. Viel Spaß, liebe Schwaaner!

Eine Mitstreiter für den Erhalt und die Nutzung kulturhistorisch wertvoller Bauten, auch Mitglied der Deutschen Sektion des internationalen Verbandes ECOVAST (www.ecovast.de und www.ecovast.org), schrieb mir zum Schwaaner Dilemma folgendes: „... wo bleiben die Werte, die unsere Vorfahren geschaffen haben? ... das geht nun mal nur dort, wo ein Wille ist. In Schwaan gab es den nicht. Oder es gibt einen anderen Willen! Na dann müssen die Schwaaner es am eigenen Leib spüren. Die Wunde und später Narbe kann wohl nicht groß genug sein, bevor die Erinnerung an alte Tugenden wach wird...?“

Eine letzte Chance, die Hubbrücke zu erleben, gibt es zum „Brückenfest“ am kommenden Wochenende (14.-16.8.). Unmittelbar danach soll der Abbau beginnen.

Das Programm zum Brückenfest ist zu finden unter http://www.schwaan.de/cms/downloads/Programm_Brueckenfest.pdf

Eine knappe Dokumentation zum Brückendilemma finden Interessierte unter http://www.schwaan.de/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=15&Itemid=112

Dr. Günter Hering

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Die online-Petition gegen die Seenprivatisierung geht weiter!

Aber nur noch bis Ende August.

Über die Möglichkeit, sich online gegen die Seenprivatisierung zu engagieren, berichtete der Warnow-Bote bereits in der Ausgabe 05/2009. Leider gelangte die Information über die online-Petition erst sehr spät an die Öffentlichkeit. Teilweise war dann auch nur vom Land Brandenburg die Rede, obwohl das Privatisierungsvorhaben der BVVG Gewässer in allen neuen Bundesländern betrifft. Selbst Landtagsabgeordnete waren über das Vorhaben der BVVG und die Petitionsmöglichkeit nicht informiert.

Nachdem in den letzten Tagen vor Zeichnungsschluss die Information besser an die Öffentlichkeit gelangte (auch die SVZ berichtete), war der Bundestagsserver zeitweilig nicht erreichbar. Die notwendige Mindestanzahl von 50.000 Petentenden wurde daher nicht erreicht. Dankenswerter Weise führt der BUND Brandenburg die Petition weiter. Das ist zwar nicht regelkonform, hat aber wegen der bevorstehenden Bundestagswahl Aussicht auf Erfolg.

Wir übernehmen deshalb für alle, die sich noch engagieren wollen, eine diesbezügliche Nachricht aus dem Europa-Ticker:

BUND Online-Petition gegen die Gewässerprivatisierung

Tiefensee fordert Moratorium für die Seen-Privatisierung in Brandenburg

Die Online-Petition gegen die Gewässerprivatisierung fand ein großes Echo. Während es am letzten Tag der Laufzeit um 11.30 Uhr 23.107 Mitzeichnerinnen und Mitzeichner für das Anliegen des BUND gab, waren es um 24 Uhr bereits 28.612 Unterstützerinnen und Unterstützer. Der Schwung, den die Petition durch die große Resonanz in den letzten Tagen erhielt, soll auch nach Ende der Mitzeichnungsfrist der Online-Petition genutzt werden, um das Anliegen der Petition weiter zu bekräftigen. Der BUND Brandenburg sammelt bis Ende August weitere Unterschriften. Die Unterschriftslisten können beim BUND Brandenburg abgefordert bzw. auf der Internetseite  des BUND Brandenburg heruntergeladen werden.

Der Petitionsausschuss wird sich nach der Sommerpause mit dem Anliegen beschäftigen. „Je größer die Unterstützung für die Petition ist, desto ernster wird das Thema im Ausschuss erörtert“, so Carsten Preuß, BUND-Landesvorstandsmitglied und der Initiator der Petition.

Der Bundestag wird aufgefordert, zunächst ein Moratorium bei der Privatisierung von Gewässern zu beschließen. In der Zwischenzeit soll eine Gesetzesänderung hinsichtlich des Einigungsvertrages erfolgen bzw. eine Klarstellung der Rechtslage mit dem Ziel, dass Gewässer als Verwaltungsvermögen anzusehen sind und den Gemeinden, Städten, Kreisen oder Ländern als Eigentum kostenlos übertragen werden können.

Die Seen sind ein wesentlicher Standortfaktor für den Tourismus und zudem wichtige Ökosysteme. Die Privatisierung der Gewässer birgt die Gefahr, dass Badestellen, Stege und Uferwege nicht mehr nutzbar sind oder Freizeitbetätigungen auf den Seen, wie Angeln und Baden, durch private Eigentümer verboten oder kostenpflichtig werden.

In den neuen Bundesländern wurden innerhalb der letzten sieben Jahre rund 10.000 Hektar Seen und Teiche privatisiert. Mit den bisher verkauften Gewässern hat die BVVG 15 Mio. Euro eingenommen. In den nächsten Jahren wird die BVVG weitere 15.000 Hektar Seen verkaufen. Derzeit stehen der Schulzensee bei Fürstenberg (6,25 ha) und der Fahrländer See bei Potsdam (ca. 250 ha) zum Verkauf. „Offensichtlich werden immer nur ein bis zwei Seen gleichzeitig zum Verkauf angeboten. So bleibt der Kaufpreis hoch und der Protest gegen die Privatisierung regional begrenzt“, so Preuß.

Wie viel Seen in Brandenburg in den nächsten Jahren noch privatisiert werden, lässt sich schlecht abschätzen. Über 301 Seen mit zusammen 3.471 Hektar sind noch nicht abschließend zugeordnet. Allein im Landkreis Teltow-Fläming droht die Privatisierung von 8 Seen mit einer Fläche von über 500 ha. Der größte hiervon ist mit 275 ha der Mellensee.

Der Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, Bundesminister Wolfgang Tiefensee fordert ein Moratorium für die Privatisierung der Seen in Brandenburg durch die Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG).

Tiefensee: "Die BVVG ist gehalten, "entbehrliche Liegenschaften", darunter viele Brandenburger Seen, unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu veräußern. Dieser Ansatz ist zu kurz gegriffen. Seen haben weit mehr als einen wirtschaftlichen Wert. Sie sind mindestens ebenso wichtig für die Naherholung, den Naturschutz und die Lebensqualität der Menschen vor Ort. Der freie Zugang zu den Seen muss im Interesse der Menschen gewährleistet bleiben. Deswegen muss es ein Moratorium geben und damit die Privatisierung der Seen zunächst gestoppt werden. Für weitere Privatisierungen müssen klare Regeln und enge Grenzen aufgestellt werden. Auf Bundesebene muss diskutiert werden, ob der gesetzliche Auftrag an die BVVG neu ausgerichtet werden muss. Der Wert eines Sees ist viel höher als der Preis, den ein Investor zu zahlen vermag."

erschienen am: 2009-08-10 im europaticker

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Liebe Leser,

wegen der Dringlichkeit der vorstehenden Meldungen verzichten wir in dieser Ausgabe auf weitere Informationen, obwohl es noch viel zu berichten gibt. Das holen wir nach, diese Ausgabe aber muss schnell ins Netz!

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